Deutscher Wein
Seinen Ruf verdankt der deutsche Wein vor allem der Riesling-Rebe. Sie stammt vom Oberrhein und aus dem Rheintal, wo sie schon vor der Eroberung Germaniens durch die Römer kultiviert wurde. Auch heute noch wachsen am Oberrhein wilde Riesling-Reben. Durch die Römer kam weinbauliches Wissen in diese Regionen. Dabei brachten die Römer eine ganze Skala von antiken Rebsorten mit, die sich anschließend im gesamten linksrheinischen, durch die Römer besetzen, Germanien verbreiteten. Binnen kurzer Zeit waren die an Rhein und Mosel erzeugten Weine so angesehen, dass sie zu einer ernsthaften Konkurrenz für die im römischen Mutterland erzeugten Weine wurden. Der Zerfall des römischen Reiches und die germanische Völkerwanderung beeinträchtigten den Weinbau stark, und erst unter der Dynastie der Karolinger, vornehmlich unter Karl dem Großen, wurde er konsequent wiederbelebt. Im Mittelalter dehnte sich der lukrative Weinbau stark aus, so dass die Rebflächen um 1500 schließlich fast viermal so groß waren wie heute. Die Zeit der Glaubenskriege und speziell des Dreißigjährigen Krieges brachten den Weinbau in Deutschland dann fast zum Erliegen .

Der Charakter Deutscher Weine

Durch die Lage und das kühlere Klima in Deutschland enthalten die reifen Trauben zur Lesezeit einen höheren Anteil an Weinsäure und weniger Gerbsäure als Trauben aus wärmeren Regionen im Süden. Das verleiht den deutschen Weinen eine typische, unnachahmliche Frische und Spritzigkeit. Dies gilt auch für die deutschen Rotweine, die , etwa aus der Spätburgunder-Traube erzeugt, einen anderen Charakter aufweisen als französische Weine aus der gleichen Rebsorte. So setzen viele deutsche Rotweine während der Flaschenreife kein Gerbstoffdepot am Flaschenboden ab, sondern bilden Weinsteinkristalle wie Weißwein. Der Trend geht bei Rotweinen jedoch dazu, ihnen durch eine Lagerung in neuen Eichenholzfässern Gerbsäure hinzuzufügen und so näher an den internationalen Geschmack heranzuführen.

Kleine Rebsortenkunde

Die Werke der Rebenforscher nennen ca. zehntausend verschieden Rebsorten. Eine wirtschaftliche Bedeutung haben aber nur wenige. Die am häufigsten angebauten Sorten, das sind etwa 50 an der Zahl, machen rund 95 Prozent der Weltweinproduktion aus. In prähistorischer Zeit muss eine sehr große Anzahl an Sorten existiert haben, allerdings wurden sie immer wieder dezimiert: durch Krankheiten, Kälte und Trockenheit. Nur die Reben konnten überleben, die sich den örtlichen Boden- und Klimabedingungen angepasst haben. Als Schutz gegen die Sonne in wärmeren Gegenden färbten sich sogar sie Beeren rot. Der Mensch selektierte die Reben nach ihrer Eignung zur Weinerzeugung, kultivierte sie und vermehrte sie durch Stecklinge. Somit entstand die Basis für das heutige Rebensortiment. Die Heimat der meisten Reben liegt in Europa bzw. in Vorderasien. Die botanische Fachsprache nennt sie "vitis vinifera".

Der Riesling - gemeint ist der "Weißriesling - ist die bedeutendste Rebsorte im deutschen Weinbau und darüber hinaus zählt er zu den größten Weißweinsorten überhaupt. Vor mehr als 100 Jahren erzielten die edelsten Rieslingweine Verkaufspreise wie die Topweine aus Bordeaux, und in Sankt Petersburg zog man am Hof des russischen Zaren Moselriesling den Bordeauxweinen vor.. Damals war der Jugendstilort Traben-Trarbach an der Mosel ein ebenso bedeutendes Weinhandelszentrum wie Bordeaux. Edelsüße Rieslingweine wie Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen sind aufgrund ihres Säuregehalts fast unbegrenzt haltbar. Man erkennt den Riesling an seinem fünflappigen, mittelgroßen, stumpf gezahnten und meist blasig wirkenden Blatt. Die Trauben sind mittelgroß, die Beeren wachsen dicht beieinander und sind im reifen zustand goldgelb und mit grünlichen "Adern" durchzogen. Das Holz der Rebe ist relativ dunkel und hat kräftige Strukturen. Die Sorte ist vermutlich zur Römerzeit vor 2000 Jahren von den Germanen aus einer am Oberrhein verbreiteten Wildrebe domestiziert worden. Erste schriftliche Belege über die Kultivierung des Rieslings stammen aus dem 15. Jahrhundert.

Die Bezeichnung Mainriesling oder Frankenriesling meint den grünen Silvaner. Welschriesling und Schwarzriesling sind mit dem Riesling nicht näher verwandt. Der Welschriesling stammt vermutlich aus dem südosteuropäischen Raum und ist vor allem in Österreich weit verbreitet, "Schwarzriesling" meint die Rotweinsorte Pinot Meunier, eng verwandt mit dem Blauen Spätburgunder, der in Deutschland selten angebaut wird. Der Blaue Spätburgunder ist eine der drei zugelassenen Trauben, die für die Herstellung von Champagner verwendet werden. Der Riesling wächst in unterschiedlichen Anteilen in allen deutschen Anbaugebieten. Insgesamt beträgt der Anteil der Rebfläche fast 23.000 Hektar, etwa einem Viertel der gesamten bestockten Rebfläche in Deutschland, womit der Riesling heute wieder die bedeutendste Rebsorte Deutschlands ist. Die meisten Rieslingreben stehen an Mosel, Saar und Ruwer, gefolgt von der Pfalz. In Rheinhessen findet man Rieslingreben vor allen an der "Rheinfront" um Nackenheim und Nierstein sowie um Bingen. Im Rheingau hat der Riesling den höchsten flächenanteil. 80 Prozent der kultivierten Fläche ist mit Riesling bestockt. An der Nahe finden sich 1200 Hektar Riesling, die vor allem an der mittleren Nahe zwischen Bad Kreuznach und Waldböckelheim Spitzenweine hervorbringt. Traditionell wird der Riesling in großen, alten Holzfässern ausgebaut.

Die Müller-Thurgau-Rebe ist die erfolgreichste und älteste der vielen deutschen Neuzüchtungen. Im Bestreben, eine Rebsorte mit größerer Ertragssicherheit zu züchten, als sie der Riesling besitzt, gelang es Professor Hermann Müller aus dem schweizerischen Thurgau 1882 an der Lehr- und Forschungsanstalt Geisenheim den Riesling mit Gutedel zu kreuzen. Nach seinem Wechsel zur schweizerischen Forschungsanstalt Wädenswil entwickelte er seine Neuzüchtung weiter, und 1913 wurde die Rebe nach ihrem Züchter benannt. Das Blatt des Müller-Thurgau ist mittelgroß und meiste siebenlappig. Die Trauben sind locker- bis dichtbeerig, die Beeren mittegroß. Sie haben eine dünne Schale und ein deutliches Mustkat-Aroma. Die Rebe stellt keine großen Ansprüche an Lage und Boden, gedeiht jedoch am besten auf tiefgründigen, wasserspeichernden Böden. Das Holz der Müller-Thurgau-Rebe ist vergleichsweise weich und daher relativ fr ostgefährdet. Müller-Thurgau ist eine früh reifende Rebsorte, die leichte, fruchtige Weine mit blumigen und feinen Muskataromen hervorbringt. Der Säuregehalt ist deutlich niedriger als beim Riesling. Müller-Thurgau-Weine werden in Edelstahltanks vergoren und ausgebaut, in denen sich ihre Frische und der typische Duft sehr gut konservieren lassen. Sie sollten nie zu lange lagern, da sie ihren Charme vor allem aus ihrer jugendlichen Frische beziehen.

Grauer Burgunder ist eine Mutation des Blauen Spätburgunders, die genaue Herkunft lässt sich nicht bestimmen. Vermutlich in Burgund entstanden, unterscheidet sie sich vom Spätburgunder im Grunde nur durch die hellren, rosafarbenen Beeren, die aber im vollreifen Zustand auch einen dunklen Rotton annehmen können. Als Hauptsorte für die Erzeugung eines sortenreinen Qualitätsweines ist der Graue Burgunder nur im Elsass unter der korrekten Bezeichnung Pinot Gris zugelassen. Im 14. Jahrhundert breitete sich die Rebe dem Anschein nach über ganz Mittel- und Südeuropa aus. Nachdem sie in Deutschland in Vergessenheit geraten war, brachte man sie aus dem ungarischen Raum ins Markgräflerland, wo sie aber erneut vergessen wurde. 1711 entdeckte der Kaufmann Johann Ruland in einem Garten in Speyer die verwahrlosten Reben und vermehrte sie. Unter der Bezeichnung "Ruländer" verbreiteten sich vor allem im süddeutschen Raum rasch. Der klassische Ruländer ist ein wuchtiger, schwerer oftmals süßer Wein. Seit der Einführung der Bezeichnung "Grauer Burgunder" durch die Winzergenossenschaft Achkarren am Kaiserstuhl steht der Begriff für einen trockenen, frischen und leichten Wein.

Die Rebsorte ist recht anspruchslos, die gute Erträge und Trauben mit hohen Mostgewichten liefert. Da die Beeren sehr dicht stehen, ist die Traube allerdings bei feuchtem Klima anfällig für die Graufäule ,erleichtert andererseits den Botrytisbefall zur Erzeugung edelsüßer Weine. Wenig krankheitsanfällig und kaum frostempfindlich gedeiht der Graue Burgunder besonders gut auf Lößterrassen wie am kaiserstuhl, er gedeiht aber auch auf Kalkböden und steinigen Untergründen. In Deutschland sind heute mehr als 2600 Hektar mit Grauem Burgunder bestockt, davon mit 1400 Hektar mehr als die Hälfte in Baden. Die größte Verbreitung hat die Rebsorte in Norditalien, hier "Pinot Grigio" genannt. Da hier die Trauben früher gelesen werden als nördlich der Alpen, entstehen frischere, fruchtigere Weine mit mehr Säure.

Rotweine

Blauer Spätburgunder ist die Deutsche Bezeichnung für eine der edelsten Rotweintrauben der Welt, den "Pinot Noir". Der Pinot Noir ist vermutlich eine der ältesten noch angebauten Rebsorten der Welt. Er wurde vor mehr als 2000 Jahren vermutlich im Burgund aus einer dort existenten Wildrebe gezüchtet und ausgebaut. Ab dem 8. Jahrhundert waren es vor allem Klöster, die Weinanbau betrieben, die den Pinot Noir weiterentwickelten und über den gesamten abendländisch-christlichen Kulturkreis verbreiteten. Im 10. Jhd. waren es anfangs die Benediktiner, später im Besonderen die Zisterziernser, die diese Aufgaben übernahmen. Ab dem 14. Jahrhundert ist der Anbau von Pinot Noir für das Burgund urkundlich belegt. der Pinot Noir eignet sich ausgezeichnet für kühlere Anbauregionen, in denen die Trauben einen langsamen Reifeprozess durchlaufen. Die besten Weine entstehen auf kalkhaltigen Böden. Tiefgründige, feuchte und kühle B&o uml;den bringen keine besonders guten Ergebnisse. In Deutschland ist der Blaue Spätburgunder die edelste Rotweinsorte.

Bedingungen und Techniken der Weinerzeugung Eine große Rolle für die Qualität des Weines spielen:
Klimabedingungen, Lage des Weinberges, Bodenbeschaffenheit und die fachgerechte Lagerung
Fachgerechte Lagerung Weine sollte man in einem sonnengeschützten, trockenen Raum mit konstanter Temperatur, ideal sind 10 Grad Celsius, lagern. Wählen Sie einen Raum, der frei von starken Fremdgerüchen ist (Heizöl). Gegen Korkmotten kann man bereits im Frühjahr einen Mafu-Strip aufhängen. Wenn Sie Weine länger lagern möchten, ist ein Weinkühlschrank optimal. Liegen die Kellertemperaturen nur kurzfristig über der Idealtemperatur von 10 Grad, ist kein Qualitätsverlust zu befürchten. Die Flaschen sollen immer trocken und ruhig aufbewahrt werden. Nach einem Transport sind mindestens acht Tage Ruhezeit erforderlich.